Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

ARISTA-Studie

Prospektive, randomisierte, kontrollierte Studie zur Bewertung der Wirksamkeit der intraoperativen Anwendung von ARISTA™ Polysaccharid auf den postoperativen Blutverlust bei Patienten, die sich einer roboter-assistierten radikalen Prostatektomie zur Behandlung von Prostatakrebs unterziehen

In der Martini-Klinik wird während der Roboter-assistierten radikalen Prostatektomie (kurz: RARP) der intraoperative Schnellschnitt durchgeführt, um eine ideale Schonung der Erektionsnerven mit gleichzeitiger Tumorsicherheit zu erzielen. Untersucht wird in der ARISTA Studie, ob das bereits zugelassene chirurgische Hämostyptikum ARISTA™ AH (ein 100 % pflanzliches, resorbierbares Pulver aus gereinigter Stärke) während der Operation den Blutverlust reduziert (primärer Zweck) und zusätzlich die Erholung der Erektionsfunktion nach nervschonender RARP begünstigen kann. Die Zuteilung erfolgt per Zufall (Randomisierung), d.h. 50 % der Teilnehmenden erhalten 5 g ARISTA™ AH auf das Prostatabett/Neurovaskulärbündel, 50 % nicht. Sie als Patient und nachbehandelnde Ärzt:innen wissen nicht, welcher Arm zugeteilt wurde (Verblindung); der/die Operateur:in erfährt die Zuteilung erst während der OP, sobald das Schnellschnitt-Ergebnis vorliegt.

Kurz erklärt: Randomisierung bedeutet, dass ein Zufallsverfahren (wie das Ziehen eines verdeckten Umschlags) entscheidet, welcher Behandlungsarm zugewiesen wird. Verblindung stellt sicher, dass Wahrnehmungen und Bewertungen die Ergebnisse nicht unbewusst beeinflussen.

Diese Studie führen wir in Zusammenarbeit mit dem Studienzentrum: St. Antonius-Hospital Gronau GmbH, Klinik für Urologie, Urologische Onkologie und Roboter-assistierte Chirurgie, Möllenweg 22, 48599 Gronau unter der Leitung von PD. Dr. Sami-Ramzi Leyh-Bannurah durch. Die Finanzierung erfolgt durch die Becton Dickinson GmbH, Tullastraße 8-12, 69126 Heidelberg

Patientengruppe

Die ARISTA-Studie richtet sich an Männer mit lokal begrenztem Prostatakrebs, bei denen eine roboterassistierte, nervschonende radikale Prostatektomie (RARP) geplant ist. Vorausgesetzt wird eine erhaltene Erektionsfähigkeit, gemessen als Punktestand im „International Index of Erectile Function“ (IIEF-5)-Fragebogen von mindestens 8 Punkten, sowie präoperative Harnkontinenz. Der IIEF-5 ist ein Kurztest mit 5 Fragen zu Erektion und Geschlechtsverkehr in den letzten vier Wochen; je höher der Punktwert (0–25), desto besser die Erektionsfunktion. Zur Auswertung wird zwischen „unassistiert“ (ohne Hilfsmittel) und „assistiert“ (mit z. B. PDE-5-Hemmern) unterschieden. D.h. wir schließen auch explizit Patienten mit begrenzter Erektionsfunktion mit ein. 

Zur Tumor-Risikoeinschätzung werden u. a. der PSA-Wert (ein Blutwert der Prostata), Gewebeprobe (Gleason-Score) und die klinische Tumor­Einstufung (cT, cN, cM) herangezogen und auf dem Aufnahmebogen dokumentiert, dies macht der Aufnahmearzt für Sie.

Ziel der Studie:

Wenn es über einen längeren Zeitraum nicht möglich ist, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion des Penis zu erreichen und aufrechtzuerhalten, spricht man über eine erektile Dysfunktion. Erektile Dysfunktion nach Roboter-assistierter radikaler Prostatektomie (RARP) wird durch verschiedene Mechanismen verursacht und hat häufig mehrere Ursachen. Einer der Hauptgründe für erektile Dysfunktion nach der RARP ist jedoch die Verletzung der Schwellkörpernerven, die den Blutfluss in den Penis (Gliedversteifung) regulieren und so die Sexualfunktion kontrollieren.

Um die erektile Funktion nach der Operation so gut wie möglich zu erhalten, werden häufig Operationstechniken durchgeführt, die diese Schwellkörpernerven, soweit onkologisch möglich, schonen sollen. Ungeachtet der positiven Entwicklungen der nervenschonenden Operationstechniken ist aber ein gewisses Maß an Nervenschädigung während der Operation unvermeidlich. Um die erektile Dysfunktion zu minimieren, ist es sinnvoll, die Schwellkörpernerven während der Operation zu stabilisieren.

In einer früheren Pilotuntersuchung von Chedid und Co. (2022) wurde das Polysaccharid ARISTA™ AH  während der radikalen Prostatektomie auf die Schwellkörpernerven aufgetragen, um die Blutstillung zu optimieren. Eine spätere Auswertung der Studienergebnisse ergab unerwartet hohe Potenzraten bei diesen Männern. Diese Beobachtung warf die Frage auf, ob das ARISTA™ AH  Pulver das Potenzial haben könnte, die Schwellkörpernerven zu stabilisieren, in dem sich eine Matrix Schicht um die Nerven bildet und so die lokalen Entzündungen reduziert. 

ARISTA™ AH ist ein zugelassenes, pflanzliches Hämostyptikum (Blutstillungsmittel), das vom Körper abgebaut wird. In der Studie wird geprüft, ob seine bewährte Blutstillung zusätzlich Nerven schont und so die Potenzerholung nach der OP fördert. Die Dosis im Studienarm ist 5 g.

Ablauf der Studie

Vorbereitung und Aufnahme: Nach Aufklärung und Einwilligung werden die medizinischen Voraussetzungen geprüft (u. a. Fragebögen wie IIEF-5, IPSS, Charlson-Index). Die stationäre Aufnahme erfolgt in der Regel am Tag vor der RARP. 

Operation: Während der OP erfolgt die Randomisierung nach Erhalt des Schnellschnittergebnisses. Je nach Zuteilung wird ARISTA™ AH (5 g) aufgetragen oder nicht. ARISTA™ AH wird bestimmungsgemäß als zugelassenes Hämostyptikum eingesetzt. Eine Randomisierung erfolgt nur dann, wenn während der Operation  die Qualitätsvorgaben eines guten Nerverhalts erfüllt sind. 

Nachsorge (ohne Zusatzbelastung): Es sind keine zusätzlichen Blut- oder Röntgenuntersuchungen vorgesehen. Zur Bewertung der Potenz­erholung füllen Teilnehmende den IIEF-5 nach 3, 6 und 12 Monaten aus. Die Daten werden pseudonymisiert erfasst und – sobald möglich – anonymisiert ausgewertet. Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit ohne Nachteile widerrufen werden. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten, eine Aufwandsentschädigung ist nicht vorgesehen.

Einschlusskriterien:

  • Alter 45–70 Jahre
  • Bioptisch gesicherter Prostatakrebs mit kumulativem ≤ Gleason-Muster 4 + 3, PSA Wert unter 20  und lokal begrenztem Befund im MRT (falls vorhanden, ≤ cT3a)
  • Erektionsfähigkeit IIEF-5 ≥ 8 (unassistiert), sexuell aktiv und präoperativ harnkontinent.
    Charlson-Komorbiditätsindex ≤ 2
  • (Die relevanten Punkte werden im Aufnahmebogen bzw. im Vorgespräch dokumentiert.)

Ausschlusskriterien, u.a.:

  • Laufende Blutverdünnung (z.B. ASS, Aspirin, Xarelto, Eliquis, Marcumar etc.) oder diagnostizierte Gerinnungsstörungen
  • Vorherige lokale Prostata-Therapien (einschließlich TUR-P/HoLEP o.Ä. oder Strahlentherapie)
  • Verdacht auf eine Metastasierung in der präoperativen Bildgebung (Knochen-, Lymphknoten oder viszerale Metastasen)
  • Neoadjuvante Hormonentzugstherapie
  • Vorherige Chemotherapie oder größere tiefe Dickdarm- /Rektaloperation oder chirurgisch behandeltes Beckentrauma (z.B. Beckenringfraktur nach Motorradunfall etc.)
  • Verkrümmung des Penis mit Vernarbung des Schwellkörpers (auch bekannt als Peyronie-Krankheit, Induratio penis plastica)

Hinweis: Die einzelnen Kriterien wird der Aufnahmearzt mit Ihnen en detail durchgehen. Diese Zusammenfassung ersetzt nicht das persönliche Aufklärungsgespräch. Maßgeblich sind die Studieninformation und Einwilligung der ARISTA-Studie der Martini-Klinik.

Martini-Klinik

Priv.-Doz. Dr.  Sami-Ramzi Leyh-Bannurah 

Privatsprechstunde
+49 (0)40 7410-51300

Ihre Fragen sind willkommen
s.leyh-bannurah(at)uke.de