Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Roboterassistiert Da Vinci Konsole Schlaufen

Offene oder roboter­assistierte Operation?

Die Martini-Klinik bietet beide Operationstechniken an.

Die offen-chirurgische vollständige Entfernung der Prostata 
Die "klassische" sogenannte radikale retropubische Prostatektomie. Dabei wird die Prostata durch einen kleinen Unterbauchschnitt entnommen. Die Operation wird mit mikrochirurgischer Technik unter lupenmikroskopischer Vergrößerung durchgeführt. 

Die minimal-invasive, roboterassistierte Operation 
Diese wird in der Martini-Klinik mit dem da Vinci®-Operationssystem durchgeführt. Dabei nimmt der Operateur den Eingriff mit Hilfe eines „Operationsroboters“ vor, der über mikrochirurgische Instrumente und ein Kamerasystem verfügt, welches ein dreidimensionales Bild liefert. Mittlerweile sind vier der fünf OP-Säle in der Martini-Klinik mit einem roboterassistierten Operationssystem ausgerüstet.

Die jeweilige Operationsmethode kann so auf das individuelle Krankheitsbild jedes Patienten angepasst werden. Für die meisten Patienten sind beide Verfahren gleich gut anwendbar. 

Martini-Klinik

Durch dieses Thema begleitet Sie

Prof. Dr. Alexander Haese
Mitglied der Faculty

Martini-Klinik

Roboter­assistiert versus offen

Prof. Dr. Alexander Haese über die offene Prostatektomie und die roboterassistierte Operationsmethode.

11.23 Minuten

Die offene und die roboterassistierte Operation im direkten Vergleich

Im Folgenden wird der Ablauf der klassischen und der roboterassistierten radikalen Prostatektomie im direkten Vergleich beschrieben.

Bei der offenen Operationsmethode erfolgt der Zugang über einen 8 bis 10 cm langen Unterbauchschnitt oberhalb des Schambeins. Bei der roboterassistierten Operation wird der Patient mit dem Oberkörper während der OP abgesenkt gelagert. Der Zugang erfolgt über sechs kleine Bauchschnitte: Über einen ersten kleinen Zugang knapp oberhalb des Bauchnabels wird zuerst der Bauchraum mit Kohlendioxidgas gefüllt, damit das Sichtfeld verbessert wird. Anschließend werden die Kamera über einen Trokar (Einführhilfe) durch den Zugang eingeführt und die weiteren Trokare in den Zugängen platziert.

  • offen: ein 8 bis 10 cm langer Unterbauchschnitt
  • roboterassistiert: 6 kleine Schnitte
  • offen: normale Lagerung horizontal
  • roboterassistiert: Oberkörper abgesenkt, Bauchraum mit Gas gefüllt

In der ersten Phase der Operation wird die Prostata vorsichtig freigelegt. Die Reihenfolge der folgenden Schritte unterscheidet sich bei den beiden Operationsmethoden. Bei der offenen OP wird die Prostata zuerst von ihrer Verankerungen an der Beckenwand und an der Beckenmuskulatur gelöst. Bei der roboterassistierten OP erfolgt der Zugang zur Prostata aus anderer Richtung. Daher wird hier bereits die Harnröhre direkt oberhalb der Prostata getrennt, die Samenblasen freigelegt und die Samenleiter durchtrennt. Anschließend erfolgt die Trennung von Beckenwand, Beckenmuskulatur sowie vom Enddarm.

Der nächste Schritt ist – wenn aus onkologischer Sicht vertretbar – die Nervschonung. Die Nervschonung wird sehr vorsichtig und zeitaufwändig durchgeführt: Zuerst müssen die sehr kräftigen venösen Blutgefäße unterbunden werden. Die Gefäße und Nerven führende Schicht wird Millimeter für Millimeter von der Prostata abgelöst. Dabei wird darauf geachtet, dass keinerlei elektrische Energie oder Hitze zur Anwendung kommt, um die empfindlichen Nerven nicht zu schädigen.

  • offen: Lupenbrille mit 4 bis 5-facher Vergrößerung
  • roboterassistiert: 3D-Kamera mit 10-facher Vergrößerung

Nach Vollendung der Nervschonung wird die Prostata vollständig von der Harnröhre getrennt. Dabei wird der Harnröhrenschließmuskel nach einer von den Ärzten der Martini-Klinik entwickelten Technik vollständig erhalten, um die Kontinenz des Patienten aufrechtzuerhalten.

  • offen: Blutverlust 550 - 750 mL, Transfusionsrate 3,5 %
  • roboterassistiert: Blutverlust 150 - 250 mL, Transfusionsrate 1,5 %

Die Nervschonung ist medizinisch nur dann möglich, wenn sichergestellt werden kann, dass der Tumor die Kapsel noch nicht durchbrochen hat. Das ist im Operationssaal ohne Mikroskop nicht sicher genug zu erkennen. Deshalb wird bei uns in der Martini-Klinik bei jeder Prostatektomie noch während der OP die entnommene Prostata in die Pathologie geschickt und mit der von uns entwickelten und publizierten NeuroSAFE-Technik histologisch untersucht. Nur wenn die Kontaktstellen zu den Nervensträngen vom Tumor befallen sind, werden die Nervenstränge entfernt.

Besondere Operationstechniken der Martini-Klinik für Kontinenz und Potenz

Abschließend wird die Verbindung der Harnwege durch eine Naht zwischen der Harnröhre und dem Blasenhals wiederhergestellt und über einen Dauerkatheter geschient. Dabei wird so wenig wie möglich Gewebe des Schließmuskels in der Naht erfasst, um den Muskel für die Kontinenz zu schonen.

In der Regel, aber nicht immer wird noch ein Drainageschlauch gelegt, um Wund- und Lymphflüssigkeit abzuleiten. Abschließend erfolgt der Verschluss des Bauchschnittes, bzw. der kleinen Bauchschnitte.

  • offen: Verweildauer des Katheters im Median 12 Tage
  • roboterassistiert: Verweildauer des Katheters im Median 7 Tage

Mittlerweile gibt es keinen großen Unterschied mehr bezüglich der Operationslänge.

  • offen: Operationszeit im Median 175 Minuten
  • roboterassistiert: Operationszeit im Median 195 Minuten

Die Operation endet mit dem Verschließen der Wunden.

Roboterassistierte Operation: Längst der Standard?

Vortrag von Prof. Dr. Alexander Haese auf dem Patientenkongress am 17. Januar 2025
Infos + Anmeldung zum kostenlosen Livestream

Vergleich ORP und RARP OP-Dauer

Dauer der Operation

Die Grafik zeigt, wie sich seit Einführung der roboterassistierten Operationsmethode im Jahr 2008, die OP-Dauer binnen der ersten acht Jahre verringert hat. Mittlerweile haben sich diese beiden Kurven nahezu angenähert.

Vergleich ORP und RARP Katheter

Katheter-Verweildauer

Die zweite Grafik zeigt, wie sich in den ersten acht Jahren die Verweildauer des Katheters bei der roboterassistierten Operationsmethode entwickelt hat. Grund dafür ist, dass das Schließen der Naht bei der Wiederzusammenführung der Blase und der Harnröhre bei der RARP unter Sicht erfolgt. Die Sicherheit über die Qualität der Naht, erlaubt uns, den Katheter eher zu ziehen. 

Fakten zur Kontinenz und Potenz nach der offenen und nach der roboterassistierten Prostatektomie

Fazit

In der Martini-Klinik vertrauen wir auf beide Operationsmethoden. Es bleibt dabei: die bestmögliche Ausbildung und die Erfahrung des Operateurs versprechen einen besseren Erfolg bei der Erhaltung von Kontinenz und Potenz. Doch welche OP-Methode "passt" zu Ihnen? Im Vorgespräch mit Ihrem Operateur wird geschaut, ob es medizinische Kriterien gibt, die für die eine oder andere Methode sprechen (beispielsweise Tumorstadium, Körperkonstitution, Begleiterkrankungen, Alter, etc.). Wie auch immer, Sie werden am Ende alle Informationen haben, um Ihre persönliche Entscheidung zu treffen.

Medizinisch nicht notwendige wahlärztliche Leistungen, z. B. der Einsatz eines roboterassistierten Operationssystems, können unabhängig vom Versichertenstatus in Anspruch genommen werden. Dafür wird eine Eigenbeteiligung erhoben, die nicht von der Krankenversicherung erstattet wird.


Mehr Informationen

Die klassische offene Operation
Die roboterassistierte Operation (da Vinci®-Operationssystem)

Welche Operationsmethoden gibt es bei Prostatakrebs?

Bei der radikalen Prostatektomie zur Prostatakrebstherapie unterscheidet man zwei Operationstechniken, das offene und minimal-invasive roboterassistierte Verfahren.

Die offene Operationen

Die klassische offene radikale retropubische Prostatektomie (RRP) ist die Operationsmethode, die sich über Jahrzehnte zum Standard für die operative Behandlung des klinisch lokalisierten Prostatakarzinoms entwickelt hat. Über Jahre wurde diese Operationsmethode weiter entwickelt, verfeinert und verbessert.

Die minimal-invasive, roboterassistierte Operation

Das da Vinci®-Operationssystem ist ein roboter-assistiertes Chirurgiesystem. Es unterstützt Ärzte bei so genannten laparoskopischen Operationen. Statt großer Bauchschnitte genügen hierbei kleine Schnitte, durch die die nötigen Instrumente sowie eine Kamera zur optimalen vergrößerten Sicht in den Körper eingeführt werden.