Die offene und die roboterassistierte Operation im direkten Vergleich
Im Folgenden wird der Ablauf der klassischen und der roboterassistierten radikalen Prostatektomie im direkten Vergleich beschrieben.
Bei der offenen Operationsmethode erfolgt der Zugang über einen 8 bis 10 cm langen Unterbauchschnitt oberhalb des Schambeins. Bei der roboterassistierten Operation wird der Patient mit dem Oberkörper während der OP abgesenkt gelagert. Der Zugang erfolgt über sechs kleine Bauchschnitte: Über einen ersten kleinen Zugang knapp oberhalb des Bauchnabels wird zuerst der Bauchraum mit Kohlendioxidgas gefüllt, damit das Sichtfeld verbessert wird. Anschließend werden die Kamera über einen Trokar (Einführhilfe) durch den Zugang eingeführt und die weiteren Trokare in den Zugängen platziert.
- offen: ein 8 bis 10 cm langer Unterbauchschnitt
- roboterassistiert: 6 kleine Schnitte
- offen: normale Lagerung horizontal
- roboterassistiert: Oberkörper abgesenkt, Bauchraum mit Gas gefüllt
In der ersten Phase der Operation wird die Prostata vorsichtig freigelegt. Die Reihenfolge der folgenden Schritte unterscheidet sich bei den beiden Operationsmethoden. Bei der offenen OP wird die Prostata zuerst von ihrer Verankerungen an der Beckenwand und an der Beckenmuskulatur gelöst. Bei der roboterassistierten OP erfolgt der Zugang zur Prostata aus anderer Richtung. Daher wird hier bereits die Harnröhre direkt oberhalb der Prostata getrennt, die Samenblasen freigelegt und die Samenleiter durchtrennt. Anschließend erfolgt die Trennung von Beckenwand, Beckenmuskulatur sowie vom Enddarm.
Der nächste Schritt ist – wenn aus onkologischer Sicht vertretbar – die Nervschonung. Die Nervschonung wird sehr vorsichtig und zeitaufwändig durchgeführt: Zuerst müssen die sehr kräftigen venösen Blutgefäße unterbunden werden. Die Gefäße und Nerven führende Schicht wird Millimeter für Millimeter von der Prostata abgelöst. Dabei wird darauf geachtet, dass keinerlei elektrische Energie oder Hitze zur Anwendung kommt, um die empfindlichen Nerven nicht zu schädigen.
- offen: Lupenbrille mit 4 bis 5-facher Vergrößerung
- roboterassistiert: 3D-Kamera mit 10-facher Vergrößerung
Nach Vollendung der Nervschonung wird die Prostata vollständig von der Harnröhre getrennt. Dabei wird der Harnröhrenschließmuskel nach einer von den Ärzten der Martini-Klinik entwickelten Technik vollständig erhalten, um die Kontinenz des Patienten aufrechtzuerhalten.
- offen: Blutverlust 550 - 750 mL, Transfusionsrate 3,5 %
- roboterassistiert: Blutverlust 150 - 250 mL, Transfusionsrate 1,5 %
Die Nervschonung ist medizinisch nur dann möglich, wenn sichergestellt werden kann, dass der Tumor die Kapsel noch nicht durchbrochen hat. Das ist im Operationssaal ohne Mikroskop nicht sicher genug zu erkennen. Deshalb wird bei uns in der Martini-Klinik bei jeder Prostatektomie noch während der OP die entnommene Prostata in die Pathologie geschickt und mit der von uns entwickelten und publizierten NeuroSAFE-Technik histologisch untersucht. Nur wenn die Kontaktstellen zu den Nervensträngen vom Tumor befallen sind, werden die Nervenstränge entfernt.
Besondere Operationstechniken der Martini-Klinik für Kontinenz und Potenz
Abschließend wird die Verbindung der Harnwege durch eine Naht zwischen der Harnröhre und dem Blasenhals wiederhergestellt und über einen Dauerkatheter geschient. Dabei wird so wenig wie möglich Gewebe des Schließmuskels in der Naht erfasst, um den Muskel für die Kontinenz zu schonen.
In der Regel, aber nicht immer wird noch ein Drainageschlauch gelegt, um Wund- und Lymphflüssigkeit abzuleiten. Abschließend erfolgt der Verschluss des Bauchschnittes, bzw. der kleinen Bauchschnitte.
- offen: Verweildauer des Katheters im Median 12 Tage
- roboterassistiert: Verweildauer des Katheters im Median 7 Tage
Mittlerweile gibt es keinen großen Unterschied mehr bezüglich der Operationslänge.
- offen: Operationszeit im Median 175 Minuten
- roboterassistiert: Operationszeit im Median 195 Minuten
Die Operation endet mit dem Verschließen der Wunden.