
Kontinenz und Potenz nach der OP
Prävention, Rehabilitation & Individuelle Therapie
Nach einer radikalen Prostatektomie kann es vorübergehend zu einer Harninkontinenz kommen. Dies liegt daran, dass bei der Entfernung der Prostata auch umliegende Muskeln und Nerven betroffen sein können, die maßgeblich zur Kontrolle der Blasenfunktion beitragen. Obwohl die meisten Patienten ihre Kontinenz innerhalb weniger Monate nach der Operation zurückerlangen, kann der Erholungsprozess individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Da eine vorübergehende Inkontinenz die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann, sind gezielte Maßnahmen zur Unterstützung einer schnellen und nachhaltigen Genesung entscheidend.
Prehabilitation der Kontinenz durch Beckenbodentraining
Die Prehabilitation umfasst gezielte Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Operation. Besonders das frühzeitige Training der Beckenbodenmuskulatur kann dazu beitragen, die Rückkehr zur Kontinenz nach der Operation zu beschleunigen und den Heilungsprozess zu fördern. Studien zeigen, dass Männer, die bereits vor dem Eingriff ihre Beckenbodenmuskulatur gezielt trainieren, deutlich schneller ihre Kontinenz wiedererlangen. Das Training schult das Bewusstsein für die Muskulatur und verbessert die Fähigkeit, diese bewusst und effektiv anzuspannen.
Rehabilitation der Kontinenz nach der Operation
Beckenbodentraining
Nach der Prostatektomie sollte das Beckenbodentraining, nach einer kurzen Erholungsphase von etwa einer Woche nach der Katheterentfernung, wieder aufgenommen werden. Ziel ist es, die Muskulatur gezielt zu kräftigen und die Kontrolle über die Blase schrittweise zurückzugewinnen.
Biofeedback
Falls Unsicherheiten hinsichtlich der korrekten Durchführung des Trainings bestehen, kann Biofeedback eine wertvolle Unterstützung sein. Mithilfe spezieller Geräte werden visuelle oder akustische Rückmeldungen zur Muskelaktivität gegeben.Elektrostimulation
Falls trotz intensivem Training und Biofeedback keine ausreichenden Fortschritte erzielt werden, kann Elektrostimulation ergänzend eingesetzt werden. Diese Methode unterstützt besonders dann, wenn die Muskelaktivität nicht ausreichend bewusst gesteuert werden kann.
Empfohlene Therapieschritte:
Phase | Maßnahme | Ziel | Empfehlung |
Vor der Operation | Beckenbodentraining | Stärkung der Muskulatur, Vorbereitung auf OP | Beginn mindestens 4 Wochen vor der Operation, täglich 3x 10–15 Wiederholungen |
Direkt nach Katheterentfernung | Schonung | Regeneration der Wunde | 1 Woche Erholung vor Wiederaufnahme des Trainings |
1 Woche nach Katheterentfernung | Beckenbodentraining | Aufbau von Muskelkraft, Förderung der Kontinenz | Tägliches Training, 3x 10–15 Wiederholungen |
Frühphase der Rehabilitation | Biofeedback | Unterstützung bei Unsicherheiten in der Übungsausführung | Einsatz bei Bedarf |
Nach 4–6 Wochen | Elektrostimulation | Unterstützung bei schwerer Inkontinenz oder fehlender Verbesserung | 2–3 Sitzungen pro Woche |
Ab 3 Monaten nach OP | Beckenbodentraining | Stabilisierung und Erhaltung der Kontinenz | Reduzierung auf 1x täglich |
Ab 3 Monaten (bei Bedarf) | Biofeedback / Elektrostimulation | Weitere Unterstützung, falls noch keine vollständige Kontinenz erreicht ist | Nur bei anhaltender Inkontinenz oder Unsicherheiten |
Fazit
Ein frühzeitiges und gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann den Genesungsprozess nach einer radikalen Prostatektomie deutlich beschleunigen und zur schnellen Rückkehr der Kontinenz beitragen. Bereits vor der Operation sollte mit dem Training begonnen werden, um die Muskulatur optimal vorzubereiten. Nach der Operation sollte das Training konsequent fortgeführt und bei Bedarf durch Biofeedback oder Elektrostimulation ergänzt werden.
Zusätzliche Hinweise
- Die Prehabilitation und Rehabilitation der Kontinenz sollten idealerweise unter geschulter physiotherapeutischer Kontrolle erfolgen, um eine korrekte Durchführung der Übungen sicherzustellen.
Alternativ oder ergänzend kann das Training auch im Rahmen einer stationären Anschlussheilbehandlung durchgeführt werden, die speziell auf die Unterstützung der Kontinenz ausgerichtet ist.
Für Patienten, die ihr Training selbstständig zu Hause durchführen, ist eine frühzeitige Schulung durch erfahrene Physiotherapeut:innen empfehlenswert, um Fehler bei der Übungsausführung zu vermeiden.
Individuelle Beratung in unserer Sondersprechstunde
Sollte der gewünschte Therapieerfolg ausbleiben oder wenn Sie Fragen zur Behandlung haben, können Sie sich jederzeit in unserer Sondersprechstunde für Erektile Dysfunktion und Kontinenz vorstellen. Dort beraten wir Sie individuell und besprechen gemeinsam die besten Therapiemöglichkeiten für Ihre persönliche Situation.

Ihre Ansprechpartnerin
Dr. Gisa Mehring
Oberärztin
Ihre Fragen sind willkommen
info(at)martini-klinik.de
Sondersprechstunde zu Kontinenz und Potenz
Freitags 9 bis 13 Uhr
Anmeldung
+49 (0)40 7410-51337
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