Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Frank Hohensee im UKE

Ich kämpfe für meine Kinder

Frank Hohensee

Für ihn selbst geht es um mehr Lebenszeit und mehr Lebensqualität. „Das klinische Ansprechen ist für uns entscheidend“, sagt Schlomm, „Marker und Blutwerte sind akademisch interessant, für den Patienten aber nicht so wichtig. Hier geht es nicht immer darum dem Leben mehr Monate zu geben, sondern mehr Lebensqualität“. Frank Hohensee sagt: „Das klingt jetzt komisch, aber mir geht es jetzt besser als vor fünf Jahren.“ Da wusste er noch nichts von seinem Tumor. Aber die Auswirkungen waren bereits spürbar. Seine Lebensenergie kehrt zurück. Er spielt wieder Fußball mit den Kindern, geht mit dem Hund. „Wir können nicht weiter als wenige Wochen vorausschauen“, sagt Prof. Schlomm, „weil es noch keine Erfahrungswerte gibt, wie sich die Krankheit unter der Behandlung entwickelt. Aber das wollen wir dringend ändern!“

Der Experte betont immer wieder, wie wichtig es ist, das herausoperierte Prostatagewebe sachgerecht aufzubewahren, um die DNA darin nicht zu zerstören. „Das müssen Patienten unbedingt einfordern. Nur so lässt sich eine Karte des individuellen Genoms eines Patienten sequenzieren. Nur so lässt sich die optimale Therapie finden.“

"All das könnte meinen Kindern eines Tages das Leben retten.“

Und sind die Medikamente Dank Sequenzierung erst einmal für die genbasierte Therapie -statt wie bisher immer nur für den Ort des Tumors- zugelassen, könnte man in Zukunft frühzeitig den krebserzeugenden Fehlverschaltungen im Genom den Weg abschneiden – ohne all die schwerwiegenden Nebenwirkungen bisheriger Therapien. „All das zusammen genommen“, sagt Frank Hohensee, „könnte meinen Kindern eines Tages das Leben retten.“

Für ihn selbst geht es um mehr Lebenszeit und mehr Lebensqualität. „Das klinische Ansprechen ist für uns entscheidend“, sagt Schlomm, „Marker und Blutwerte sind akademisch interessant, für den Patienten aber nicht so wichtig. Hier geht es nicht immer darum dem Leben mehr Monate zu geben, sondern mehr Lebensqualität“. Frank Hohensee sagt: „Das klingt jetzt komisch, aber mir geht es jetzt besser als vor fünf Jahren.“ Da wusste er noch nichts von seinem Tumor. Aber die Auswirkungen waren bereits spürbar. Seine Lebensenergie kehrt zurück. Er spielt wieder Fußball mit den Kindern, geht mit dem Hund. „Wir können nicht weiter als wenige Wochen vorausschauen“, sagt Prof. Schlomm, „weil es noch keine Erfahrungswerte gibt, wie sich die Krankheit unter der Behandlung entwickelt. Aber das wollen wir dringend ändern!“

Der Experte betont immer wieder, wie wichtig es ist, das herausoperierte Prostatagewebe sachgerecht aufzubewahren, um die DNA darin nicht zu zerstören. „Das müssen Patienten unbedingt einfordern. Nur so lässt sich eine Karte des individuellen Genoms eines Patienten sequenzieren. Nur so lässt sich die optimale Therapie finden.“

Frank Hohensee und Frau

Hintergrund

Krebs ist eine Erkrankung der Gene. Das kann man sich wie Schreibfehler in einem Kochrezept vorstellen. Fehlen ganze Wörter oder ganze Seiten oder sind Wörter falsch geschrieben oder wiederholen sich an falscher Stelle, so ist das Produkt dieses Rezeptes verändert. In der Zelle sind die Produkte der Gene Proteine, welche das Aussehen und die Funktion der Zellen und letztendlich aller Organe und des gesamten Körpers bestimmen. Fehler können Krebs auslösen. 

Seit 2003 läuft ein weltweites Gensequenzierungsprojekt im Rahmen des International Cancer Genome Consortiums (ICGC) und des Cancer Genome Atlas (TCGA). Insgesamt sollen 30.000 Genome 50 verschiedener Tumorarten komplett sequenziert werden, um die entstehenden Muster alle übereinander zu legen und zu schauen, welche molekularen Pathways (Verschaltungen) übergreifend bei allen relevant für eine Krebs- und Metastasen-Entstehung sind. In PAN-Cancer Projekten suchen alle beteiligten Wissenschaftler nach genetischen Gemeinsamkeiten mit dem Ziel, Medikamente zu entwickeln, die die speziellen genetischen Pathways reparieren – unabhängig von der Art des Tumors.

Viele genetische Veränderungen, die zu Krebs führen, sind schon bekannt und können durch Medikamente beeinflusst werden, so dass die Tumore langsamer wachsen oder sogar vernichtet werden können. Es ist deshalb wichtig, diese genetischen Veränderungen zu kennen um die beste Therapie zu wählen.

Tabletten aus einer Dose werden in eine Hand geschüttelt

Für Frank Hohensee bedeutet es, dass er mit einem Mittel behandelt wird, das eigentlich nur für Eierstockkrebs zugelassen ist: Olaparib. Die genetischen Muster, für die das Medikament eigens entwickelt wurde, passen perfekt zu seinem Prostatatumor. „Theoretisch müssten die meisten Männer mit dieser Krebsvariante darauf ansprechen“, so Prof. Schlomm.

Frank Hohensee ist ein Mann mit einem Krebsgenom, das sich seit Generationen durch seine Familie zieht. Die Anlage sitzt in der Keimbahn und damit in jeder einzelnen Zelle des Körpers. Und genau dadurch entspricht er auch dem Kriterium Nr. 1, das im Augenblick zugrunde gelegt wird, um eine solche genspezifische Therapie genehmigt zu bekommen: sechzehn Tabletten am Tag, 7500 Euro Kosten im Monat. Das zweite Kriterium ist sein junges Alter: „Wir gehen davon aus“, sagt Prof. Schlomm, „dass wir bei jungen Patienten noch nah am Ursprung des Tumors sind.“ Er wurde noch nicht so maßgeblich durch Alter oder Lebensstilfaktoren beeinflusst und verändert; denn auch diese können wiederum zu weiteren Brüchen in der DNA führen und den Tumor dadurch weiter verändern und resistent gegen Therapien machen.

Die Gensequenzierung ist bald nicht mehr teurer als ein MRT. Die Chance auf eine solche experimentelle Behandlung bekommt man im Moment leider nur, wenn die Medizin mit ihrer Weisheit am Ende der Fahnenstange angekommen ist, also alle etablierten Therapien ausgereizt sind; und eine der Hürden ist die Indikation, für die das eigentlich perfekt passende Medikament zugelassen ist. Wenn „Melanom“ auf der Packung steht, darf es z. B. bei Brustkrebs nicht ohne weiteres angewendet werden – selbst, wenn es aufgrund des genetischen Musters helfen würde. Prof. Schlomm: „Man müsste die Zulassung dieser Medikamente die gezielt genetische Veränderungen behandeln auf Genprofile umändern, statt den Ort des Tumors als Indikation zu nehmen.“ Aus seiner Sicht wird das geschehen, je mehr sich der Genom-Weg als richtig erweist.

„Du wirst einer von denen sein, der mit Metastasen 94 wird“, sagt Daniela Hohensee zu ihrem Mann. Und dann schüttelt sie sofort den Kopf. „Nein, nein, wir müssen ja realistisch bleiben.“

Realistisch ist an diesem Tag, dass das Kontroll-MRT gezeigt hat, dass die Metastasen in Leber und Lymphknoten ein Stück kleiner geworden sind. Und es sind keine neuen hinzugekommen! „Das ist ein Wahnsinnserfolg“, sagt Prof. Schlomm. „Den haben wir so noch nicht gesehen.“

Realistisch ist die gewonnene Zeit und dass die beiden sich ins Auto setzen und zu ihren Kindern, um die sie so sehr bangen, heimfahren können… mit einem kleinen Funken Hoffnung im Herzen.