Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Verschiedene Medikamente auf einem Tisch

Medikamente beim fortgeschrittenen Prostatakrebs

Abirateron

Während die klassische Hormonentzugstherapie die Hormonproduktion im Hoden und der Nebenniere drosselt, hemmt Abirateron die Testosteronbildung in der Prostatakrebszelle. Als Ergebnis bremst Abirateron das Krebswachstum, wirkt dadurch lindernd auf tumorbedingte Symptome und verlängert das Überleben von Patienten mit einem kastrationsresistenten, metastasierten Prostatatumor. Bisher besteht eine Zulassung für Patienten, die ein kastrationsresistentes Tumorstadium mit nachgewiesenen Metastasen in Knochen oder Organen aufweisen unabhängig davon, ob eine Chemotherapie gegeben wurde. Abirateron wird in Tablettenform in einer Dosis von 1000 mg (4 x 250mg) pro Tag eingenommen. Das Medikament sollte mit einer niedrigen Dosis Kortison (Prednison 2 x 5 mg) kombiniert werden, um Nebenwirkungen zu verringern. Insgesamt wird Abirateron gut vertragen, aufgrund seines Einwirkens auf den Flüssigkeits- und Salzhaushalt kann es zu erniedrigtem Kalium im Blut kommen. Außerdem sollten der Blutdruck und die Leberwerte kontrolliert werden.

Chemotherapie (Docetaxel und Cabazitaxel)

Was mit einer Chemotherapie erreicht werden kann, ist ein Wachstumsstopp und eine Linderung vorhandener Beschwerden. Wie ausgeprägt die dadurch erzielte Lebensverlängerung ausfällt, ist individuell unterschiedlich. Gute Erfahrungen haben Urologen und Onkologen in den letzten Jahren mit so genannten Taxanen gemacht. Das am häufigsten eingesetzte Taxan bei Prostatakarzinompatienten ist Docetaxel. Wenn die Chemotherapie mit Docetaxel keinen Nutzen mehr zeigt, kann mit Cabazitaxel, ein weiteres Taxan zum Einsatz kommt,

Die genannten Chemotherapeutika, die gegen metastasierten Prostatakrebs eingesetzt werden, erhalten Patienten als Infusion in eine Vene. Je nach Behandlungsschema wird die Infusion etwa alle drei Wochen wiederholt. Mit Begleitmedikamenten lassen sich Nebenwirkungen wie etwa Übelkeit wirksam unterdrücken. Patienten erhalten je nach Art der Chemotherapie zusätzlich noch ein Kortisonpräparat. Wöchentliche Blutbildkontrollen sind unter Chemotherapie essentiell. 

Enzalutamid

Enzalutamid ist ein Medikament, welches den Androgenrezeptor der Prostatakrebszelle blockiert. Enzalutamid ist auch dann noch wirksam, wenn bisherige sog. Antiandrogene wie Bicalutamid oder Flutamid keine Wirkung an der Prostatakrebszelle mehr erreichen. Das Medikament wird als Tablette in einer Dosis von 160 mg (4 x 1 Tablette) täglich eingenommen. Bisher besteht eine Zulassung für Patienten, die ein kastrationsresistentes Tumorstadium mit nachgewiesenen Metastasen in Knochen oder Organen aufweisen und die schon eine Chemotherapie bekommen haben. Enzalutamid verzögert oder stoppt das Tumorwachstum und kann somit das Auftreten weiterer Metastasen herauszögern und das Überleben verlängern. Als häufigste Nebenwirkung wird eine chronische Müdigkeit (Fatigue) sowie Durchfälle berichtet.

Radium-223-dichlorid

Das radioaktive Nuklid Radium-223 ist ein Alpha-Strahler mit einer sehr kurzen Reichweite von unter 100 Mikrometer (weniger als 10 Zelldurchmesser). Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Kalzium wird das Radium-Isotop nach Infusion in die Blutbahn im Knochen eingebaut und besonders in Bereichen von Knochenmetastasen eingelagert. Der hohe lineare Energietransfer von Alphastrahlern (80 keV/Mikrometer) führt im angrenzenden Tumorgewebe zu einer Schädigung der Zellen. Dadurch werden vor allem Knochenschmerzen, die durch die Metastasen bedingt sind, deutlich gelindert. Des Weiteren ist durch eine Wachstumsverzögerung des Tumors im Skelettsystem auch eine Verlängerung des Lebens zu erwarten. Patienten, die gleichzeitig Organmetastasen in Leber oder Lunge aufweisen, sollten nicht mit Radium-223 behandelt werden.

Radium-223 wird als Kurzinfusion in die Vene durch einen Nuklearmediziner gegeben. Die Infusion wird insgesamt 6 Mal im Abstand von 4 Wochen verabreicht. Wöchentliche Laborkontrollen werden unter Radium-223-Therapie empfohlen, da sich Auswirkungen auf das Blutbild zeigen können. Ebenfalls kann es zu Durchfall kommen. 


Im Arztbereich finden Sie auch Fachinformationen zu

Cabazitaxel
Cabozantinib
Xofigo® (Radium-223-dichlorid, Alpharadin)

Martini-Klinik

Durch dieses Thema begleitet Sie

Prof. Dr. Thomas Steuber
Mitglied der Faculty