Eine Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Versteckte Tumorzellen sichtbar machen

Abhängig vom Risikoprofil kommen beim Prostatakarzinom bildgebende Verfahren zur Anwendung, um eine Streuung in Lymphknoten, Knochen oder weitere Organe abzuklären (Ausbreitungsdiagnostik). Bei Erstdiagnose eines Prostatakarzinoms wird dabei das Risikoprofil durch die klinischen Tastuntersuchung, die Höhe des PSA-Wertes und die vorliegende Tumordifferenzierung bei Biopsie (Gleason Score) bestimmt.

  • Niedriges Risiko: PSA < 10 ng/ml und Gleason-Score 6 (ISUP 1) und cT-Kategorie 1c, 2a
  • Mittleres Risiko: PSA > 10 bis 20 ng/ml oder Gleason-Score 7 (ISUP 2 und 3) oder cT-Kategorie 2b
  • Hohes Risiko: PSA > 20 ng/ml oder Gleason-Score 8 bis 10 (ISUP 4 und 5) oder cT-Kategorie 2c und höher

S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Version 6.2 – Oktober 2021

Während im Niedrigrisikoprofil eine Ausbreitungsdiagnostik nicht empfohlen wird, da eine Streuung des Prostatakarzinoms unwahrscheinlich ist, sollte bei Patienten mit einem hohen Risikoprofil eine Bildgebung durchgeführt werden. Für Patienten in der mittleren Risikokategorie ist der Nutzen einer Ausbreitungsdiagnostik unklar.

Martini-Klinik

Durch dieses Thema begleitet Sie

Prof. Dr. Tobias Maurer
Mitglied der Faculty

Für die Ausbreitungsdiagnostik können verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. Die Knochenszintigraphie untersucht, ob ggf. auffällige Herde im Bereich des Skelettsystems zur Darstellung kommen. Schnittbildverfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) können Auskunft über Auffälligkeiten in den Weichteilen wie zum Beispiel der Beckenlymphknoten oder anderen Organen geben.

Die Positronenemissionstomographie (PET)

Seit einigen Jahren spielt die Positronenemissionstomographie (PET) meist in Kombination mit einer Computertomographie als PET/CT eine immer bedeutendere Rolle und beeinflusst zunehmend die Behandlung des Prostatakarzinoms. Bei der PET/CT kommen schwach radioaktiv markierte Moleküle zum Einsatz, die über die Vene injiziert werden und sich dann an Prostatakrebszellen anlagern bzw. von diesen aufgenommen werden. Die Wahl der molekularen Zielstruktur ist dabei von entscheidender Bedeutung. Hervorragend eignet sich hierfür das prostataspezifische Membranantigen (PSMA), da dieses Protein (Eiweiß) auf der Zelloberfläche der Prostatakrebszellen in der Regel deutlich vermehrt vorkommt – teilweise um 100 bis 1000fach häufiger als auf normalem Prostatagewebe. Durch die Entwicklung von Molekülen (syn. Liganden, Tracer), die das PSMA markieren können, erlebt die PET-Diagnostik beim Prostatakarzinom seit einigen Jahren einen einzigartigen Boom (Übersichtsarbeit: Maurer et al. Nat. Rev. Urol 2016).

So gelingt es mit der PSMA PET beispielsweise bereits kleine Streuherde in Lymphknoten oder Knochen darzustellen, die mit den klassischen oben genannten bildgebenden Verfahren noch nicht erkannt werden können. Daher ergänzt die PSMA PET die klassischen bildgebenden Verfahren zur Ausbreitungsdiagnostik bzw. löst diese zunehmend ab.

Das Haupteinsatzgebiet der PSMA PET ist derzeit das biochemische Rezidiv, d.h. wenn der PSA-Wert nach Operation oder Bestrahlung wieder ansteigt und die weitere Therapie von einer möglichst genauen Lokalisation der Prostatakrebszellen abhängt. Aber auch für die Ausbreitungsdiagnostik bei Erstdiagnose (sog. Primärstaging) hat sich die PSMA PET gegenüber der klassischen Bildgebung im Hochrisikoprofil als überlegen erwiesen (Hofman et al., Lancet 2020). Da aktuell jedoch noch nicht eindeutig in prospektiven Studien nachgewiesen wurde, dass diese verbesserte, allerdings auch kostenintensive Diagnostik die Behandlungsergebnisse langfristig verbessern kann, wird die PSMA PET oftmals (noch) nicht von den Krankenkassen übernommen.

Sämtliche für das Prostatakarzinom notwendige Bildgebung wird auch hier im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf angeboten:
Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin am UKE

Was sehen wir auf dem Bild oben?

Schwarz auf weiß eine PSMA-PET, grau die Bilder einer Computertomographie, farbig eingefärbt die kombinierte Ansicht beider.

Bei einem Patienten mit erneut ansteigenden PSA-Werten nach radikaler Prostatektomie sind auf der PSMA-PET zwei Knochenherde deutlich zu erkennen (rote Pfeile) , während in der Computertomographie die beiden Knochenmetastasen (noch) nicht sichtbar sind (Kreis).

Bei einem weiteren Patienten mit Prostatakarzinom im Hochrisikoprofil zeigt die PSMA PET eine Streuung in einen Beckenlymphknoten (Pfeil) während dieser in der Computertomographie ebenfalls nicht auffällig erscheint.
 


Presse

"Als hätte jemand das Licht eingeschaltet"
2021 / Labor Journal: Prof. Tobias Maurer im Interview über die Funktionsweise der PSMA-PET bei metastasiertem Prostatakrebs.

Metastasen-direktive Therapie beim Prostatakrebsrezidiv
2020 / Urologie: Die PSMA-PET hat sich in den letzten Jahren zunehmend als bildgebende Standarduntersuchung beim biochemischen Rezidiv eines Prostatakarzinoms etabliert.